Geht es um die Versorgung mit technischen Gasen, werden Betriebe und Unternehmen häufig über lange Zeiträume vom gleichen Anbieter technischer Gase beliefert. Irgendwann wurde ein Liefervertrag unterzeichnet und seitdem läuft die Belieferung regelmäßig weiter, ohne dass man Preise oder Lieferkonditionen vergleichen würde. Oftmals lohnt sich allerdings der Blick zu anderen Herstellern und Lieferanten technischer Gase, die im Vergleich möglicherweise günstiger sind, bessere Serviceleistungen anbieten oder günstiger liefern.
Inzwischen gibt es in ganz Deutschland viele verschiedene Anbieter und regionale Verkaufsstellen technischer Gase, die verschiedenste Gasarten anbieten und liefern können. Wir beschreiben verschiedene Versorgungsarten mit technischem Gas, wie der Ablauf eines technische Gase Lieferantenwechsel aussehen könnte und was Sie ihrerseits vorbereiten können, damit Sie ohne Anlagenausfall durch die Wechselphase kommen.
Die Themen im Überblick
- Die Versorgung mit Gasflaschen und Flaschenbündeln
- Kaltvergaser und eigene Synthese für industrielle Großabnahme
- Anbieterwechsel technischer Gase in der Infografik
- Alten Vertrag prüfen, neues Lieferangebot erstellen lassen
- Abwicklung mit dem alten Anbieter
- Technische Gase regional kaufen – Vertriebsstellensuche
- Die größten Hersteller technischer Gase
- Technische Gase von deutschen Unternehmen
Gasverbrauch und Lieferform bestimmen
Bei einem potenziellen Wechsel sollten Sie als erstes ihren Gasbedarf betrachten. Wie häufig werden Sie beliefert und wie lange reichen üblicherweise die bestellten Mengen technisches Gas? Abhängig von der benötigten Menge Gas unterscheiden sich die Lieferformen, üblicherweise gilt hier: je mehr technisches Gas Sie liefern lassen, desto günstiger werden in der Regel die Angebote. Befindet man sich auf der Schwelle zu einer nächsthöheren Lieferform, kann sich ein Wechsel durchaus lohnen. Hier sind ein paar Schwellenwerte zur Orientierung.
Einzelne Gasflaschen bis 100 m³ pro Woche
Bis zu einem wöchentlichen Verbrauch von etwa 100 m³ technischem Gas empfiehlt sich üblicherweise die Gasversorgung mit einzelnen Gasflaschen. Diese Menge entspricht beispielsweise zehn 50 Liter Gasflaschen mit einem Fülldruck von 200 bar. Die technischen Gasflaschen sind mittels Gasflaschenwagen einigermaßen beweglich und flexibel im Betrieb einsetzbar. Sehr häufig handelt es sich hierbei um Schweißgase, die zum Schutzgasschweißen in Betrieben und auf Baustellen eingesetzt werden. Häufig werden hier Mischgase auf Basis von Argon eingesetzt, meist mit Zusatz von Kohlendioxid und oder Sauerstoff.
Flaschenbündel für größeren Bedarf
Wird mehr technisches Gas benötigt, lohnt sich ab einem wöchentlichen Verbrauch von 100 bis 200 m³ üblicherweise der Wechsel zu Flaschenbündeln, die aus 12 x 50l Gasflaschen bestehen. Diese stehen auf einer Palette in einem Metallrahmen und sind über eine starre Verrohrung miteinander verbunden. Das ermöglicht die simultane Gasentnahme aller Gasflaschen des Flaschenbündels an üblicherweise einem oder zwei Ventilanschlüssen.
Im Gegensatz zu einzelnen Gasflaschen fasst ein einzelnes 200 bar Gasflaschenbündel schon bis zu 128 m³ technisches Gas, lässt sich allerdings aufgrund seines Gewichts von 1200 – 2000 Kilogramm nur mittels Gabelstapler oder Kran bewegen. Dafür besitzen die Flaschenbündel 4 Kranösen und spezielle Gabelstaplertaschen am Boden, die den Transport vereinfachen.
Kaltvergaser und eigene Synthese für industrielle Großabnahme
Bei höheren Verbrauchswerten spricht man dann von industriellem Gasbedarf, bei dem die technischen Gase in Großmengen für chemische oder technische Produktionsprozesse benötigt werden. In diesem Fall gibt es üblicherweise zwei gängige Versorgungsmethoden, die flüssige Lagerung in kryogenen Lagertanks oder die Eigensynthese mittels Großanlagen.
Im Gegensatz zur Druckspeicherung, bei der das technische Gas in Gasflaschen mit Drücken von 200 – 300 bar stark komprimiert wird, macht man sich bei der Lagerung von Großmengen technischer Gase eine andere Eigenschaft der Gase zu eigen. Senkt man die Temperatur ausreichend und hält sie auf einem sehr niedrigen Niveau, kondensieren die Gase und lassen sich verflüssigen. Im flüssigen Aggregatzustand sinkt das Volumen drastisch, so lässt sich ein Liter flüssiger Stickstoff zu 690 Liter Stickstoff Gas verdampfen.
Tankanlagen für tiefkalt verflüssigte Gase
Zum Einsatz kommen hier Tankanlagen, die aus großen, vertikal stehenden isolierten Kryotanks und entsprechend dimensionierten Wärmetauschern (oftmals luftbeheizten Verdampfern) bestehen.
Kleinere Ausführungen dieser sogenannten Kaltvergaser fassen bis zu 3000 Liter tiefkalt verflüssigtes technisches Gas, bei einer Höhe von etwas mehr als 4 Metern und einem Durchmesser von etwa 1,60 – 1,80 m. Die größten dieser Tankanlagen bis zu 18 Meter hoch und fassen 80.000 Liter.
Im Falle von Stickstoff fasst die kleinste Ausführung dieser Kaltvergaser schon eine Menge von ca. 2075 m³ Gas, beziehungsweise 2.075.000 Liter.
Eine dieser 3000l Tankanlagen speichert demnach etwa das Äquivalent von 217x 50l Stickstoff Gasflaschen, oder etwas mehr als 18 Flaschenbündeln Stickstoff.
Tankanlagen einfach mieten
Bei den größten Anbietern technischer Gase lassen sich solche Kaltvergaser inklusive regelmäßiger Füllung komplett mieten. Der Vermieter kümmert sich dabei um die Aufstellung und den ordnungsgemäßen Betrieb der Tankanlage und liefert bei Bedarf flüssiges Gas. Der Mieter kann sich auf seine Produktionsabläufe konzentrieren und spart sich möglicherweise zusätzliches Fachpersonal, das eine solche Anlage regelmäßig warten müsste.
Eigene Produktionsanlagen für die technische Gase Gewinnung
Geht es um Produktionsprozesse mit noch höherem Gasverbrauch, kann auch eine Produktionsanlage auf dem Betriebsgelände vor Ort errichtet werden.
Mittels eigener Luftzerleger, Druckwechseladsorptionsanlagen oder Stickstofferzeugern lassen sich Sauerstoff und Stickstoff in größeren Mengen direkt vor Ort gewinnen. Auf der Karte sehen Sie einige Standorte der größten Luftzerlegungsanlagen in Deutschland. Diese werden von den Großproduzenten technischer Gase verwendet, die Anlagen beim Kunden sind oftmals etwas kleiner dimensioniert.
Unterschiedliche tägliche Produktionsmengen
Die täglichen Produktionsmengen unterscheiden sich je nach angewendetem Verfahren und der jeweiligen Anlagengröße.
Beim Sauerstoff sind täglich zwischen 40 und 770 Tonnen möglich, bei Stickstofferzeugern sind stündliche Kapazitäten von 500 m³ bis zu 70.000 m³ gasförmigen Stickstoffs möglich. Bei spezifischen Gasen der chemischen Industrie ist unter Umständen auch ein direkter Anschluss an ein Pipeline System möglich, das ist in der Regel jedoch nur für sehr große Unternehmen oder Chemieparks technisch möglich und finanziell lukrativ.
Die gelieferten Mengen technischer Gase über solche Rohrleitungsnetze sind allerdings beeindruckend. So versorgt zum Beispiel die Ethylen Pipeline ARG über ein knapp 500 km langes Leitungssystem ca. 20 direkt angeschlossene Chemieunternehmen in den Niederlanden, Belgien und im Rheinland mit jährlich 1,7 – 2 Millionen Tonnen Ethen.
Anbieterwechsel technischer Gase in der Infografik
Alten Vertrag prüfen, neues Lieferangebot erstellen lassen
Haben Sie ihren Bedarf kalkuliert, geht es um die laufenden Kosten und die Konditionen des bestehenden Liefervertrags:
- Wie alt ist der bestehende Liefervertrag und welche Kündigungsfristen gibt es?
- Welche Serviceleistungen sind inklusive?
- Was kostet die Lieferung, wird pro Lieferung abgerechnet oder handelt es sich um eine Pauschale?
- In welchem Turnus werden Sie aktuell beliefert?
- Was kostet die Miete der Gasflaschen, der Flaschenbündel oder der Tankanlage?
Grundsätzlich kann man bei größeren Bestellmengen über die Zusammenarbeit mit einem Einkaufsberater nachdenken. Ab einem Bestellvolumen von etwa 50.000 Euro kann sich ein Einkaufsberater schon rentieren, ab 100.000 Euro würden wir die Zusammenarbeit empfehlen.
Kenndaten für ein Vergleichsangebot bestimmen
Hat man sich mit seinem Altvertrag beschäftigt, braucht man nur noch ein paar Informationen, um sich ein möglichst genaues Angebot erstellen lassen:
- Wie viel technisches Gas wird benötigt? (tägliche, wöchentliche oder monatliche Liefermenge)
- Wie regelmäßig soll geliefert werden?
- Wird nur das technische Gas benötigt, oder auch die Gasflaschen, Flaschenbündel oder eine Tankanlange?
- Wohin soll geliefert werden?
- Gibt es möglicherweise mehrere Standorte, die beliefert werden müssen?
Abwicklung mit dem alten Anbieter
Hat man ein gutes Angebot erhalten, geht es im nächsten Schritt um die Abwicklung des Altvertrags mit dem bisherigen Anbieter. Optimalerweise plant man einen Anbieterwechsel so, dass er möglichst in Schwachlastphasen des betrieblichen Gasverbrauchs fällt. Wird weniger technisches Gas benötigt, lassen sich potenzielle Übergangsschwierigkeiten besser kompensieren.
Hat man Gasflaschen oder Flaschenbündel gemietet, muss die Rückgabe organisiert werden. Bestenfalls plant man den Übergang so, dass die Kündigung sich mit dem Ende eines Lieferturnus überschneidet. Anstatt neu zu beliefern, holt der Anbieter seine leeren Gasflaschen oder Flaschenbündel ab, während der neue Gasanbieter seine erste Lieferung technischer Gase anliefert. Das ist allerdings ein zugegebenermaßen recht optimistisches Szenario und aufgrund von unterschiedlichen Kündigungsfristen, Bedarfsschwankungen und möglicherweise wöchentlicher Lieferungen nicht so einfach möglich.
Technische Gase bei regionalen Händlern kaufen als Übergangslösung
Als Übergangslösung bieten sich hier regionale Verkaufsstellen technischer Gase an, bei denen man zum Teil sogar Flaschenbündel mieten kann. Dort bindet man sich nicht an längere Vertragslaufzeiten, sondern kann nach individuellem Gasbedarf beliefert werden. Das ist üblicherweise zwar etwas teurer als langfristige Lieferverträge, aber für kurze Zeiträume zwischen der Langzeitbelieferung durchaus eine akzeptable Lösung. Der große Vorteil regionaler Händler ist die schnelle Verfügbarkeit von technischem Gas. Üblicherweise kann entweder sehr schnell technisches Gas geliefert werden, oder man holt das Gas im Notfall selbst ab.
Technische Gase regional kaufen – Vertriebsstellensuche
Über unsere Verkaufsstellensuche finden Sie ganz einfach die nächstgelegenen Anbieter und technische Gase Händler in ihrer Nähe.
Unsere Suche ist anbieterübergreifend und neutral, von der Vertriebsstelle eines Weltkonzerns bis zu kleineren lokalen Gashändlern ist alles dabei.
Einfach die Postleitzahl ihres Suchgebiets eintragen und technische Gase in der Nähe kaufen!
Die größten technische Gase Anbieter in Deutschland
Linde plc
Die Linde plc, bis 2018 noch Linde AG, ist ein börsennotierter Industriekonzern mit Schwerpunkt auf Industriegasen und Anlagenbau im Umfeld technischer Gase. Seit der Fusion mit dem amerikanischen Unternehmen Praxair (interessanterweise auch von Carl von Linde gegründet und im ersten Weltkrieg konfisziert) ist der Konzern Weltmarktführer im Bereich technischer Gase. Mit 25 Produktionsstandorten in Deutschland und einem globalen Umsatz von 27,2 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 ist das Unternehmen einer der größten Produzenten technischer Gase. So finden sich auch über 700 regionale Partner in unserer technische Gase Vertriebsstellensuche, die Gase von Linde anbieten.
Air Liquide
Die Air Liquide S.A. ist neben Linde der zweite große Weltmarktführer im Bereich technischer Gase. Beide Unternehmen machen geschätzt etwas mehr als 60% des Weltmarktes für technische Gase aus. Der französische Konzern besitzt 16 Produktionsstandorte in Deutschland und hat 2021 einen globalen Umsatz von 23,3 Milliarden Euro erwirtschaftet. Mit fast 600 Vertriebsstellen in unserer Suche ist Air Liquide auch in Deutschland in nahezu allen Regionen vertreten.
Nippon Gases
Nippon Gases ist der ehemals europäische Teil der mit Linde fusionierten Praxair, der vom japanischen Industriegashersteller Taiyō Nissan K.K. übernommen wurde. Weltweit hat der Konzern 2021 knapp 7 Milliarden umgesetzt, in Deutschland gibt es 13 offizielle Standorte. Bei uns sind bisher über 200 Gashändler gelistet, die technische Gase von Nippon Gases vertreiben.
Air Products
Air Products ist ein amerikanisches Unternehmen und Hersteller von Industriegasen, dessen deutscher Firmensitz im nordrhein-westfälischen Hattingen liegt. Interessanterweise betreibt Air Products die weltweit einzige Anlage, mit der Helium aus einem hauptsächlich aus Kohlendioxid bestehenden Gas extrahiert wird. Mit 5 Standorten in Deutschland und fast 150 bei uns gelisteten Vertriebsstellen ist das Unternehmen auch in Deutschland präsent.
Technische Gase von deutschen Unternehmen
Neben den Global Playern der technischen Gase gibt es auch größere deutsche Hersteller technischer Gase. Im Gegensatz zu den oben genannten Unternehmen liegt der Fokus der der deutschen Unternehmen eher auf dem deutschen und europäischen Markt.
Westfalen AG
Die Westfalen AG ist ein deutsches Unternehmen, dass hauptsächlich im Bereich Flüssiggas (Westfalengas), der Herstellung von technischen Gasen und Kraftstoff (Westfalen Tankstellen) tätig ist. Der in Münster sitzende Konzern hat über 20 Produktionsstandorte in Europa und 2020 1,6 Milliarden Euro Umsatz gemacht. Bei uns sind fast 300 technische Gashändler gelistet, die von Westfalen beliefert werden.
Tyczka Industrie-Gase GmbH
Die Tyczka Industrie-Gase GmbH sitzt in Mannheim und ist spezialisiert auf die Abfüllung und den Vertrieb technischer Gase in Deutschland. Mit der diesjährigen Übernahme des mittelständischen Unternehmens Gase Partner GmbH aus Witten expandiert das Unternehmen der Tyczka Gruppe und erweitert seine regionale Präsenz im Bereich technischer Gase im deutschen Nordwesten stark. In unserer Vertriebsstellensuche finden sich 126 regionale Händler, die von GPG mit technischem Gas beliefert werden.